Straußfurt und seine Besonderheiten


Die Löcher im Straußfurter Kirchturm

 

Wenn man von Westen aus direkt auf den Straußfurter Kirchturm blickt, fallen sofort mehrere Löcher in den gemauerten Feldsteinen auf. Diese Löcher haben ihre Ursache in der Beschießung des Kirchturmes am 10.04.1945 durch amerikanische Tiefflieger.

 

Die Amerikaner haben Straußfurt an diesem Tag, während der sogenannten „Battle of the   thirteen towns“ befreit. Nach harten und verlustreichen Kämpfen um Schwerstedt und nachdem sie Feuer vom Straußfurter Bahnhofsgelände erhalten haben, wollten sie auf Sicherheit gehen und beschossen Straußfurt mit Bordwaffen von Tieffliegern. Ein wichtiges Ziel war dabei der Kirchturm, da man dort eine Beobachtungsstelle vermutete. Die Löcher sind Einschläge dieser Geschosse.

 

Im Kirchturm, den man inzwischen nicht mehr besteigen darf, steckt noch heute das Geschoss einer Bordkanone im Gebälk der Turmhaube.

Kriegstagebuch der 11. US-Division, mündlich von verschiedenen Straußfurtern (Zeitzeugen, alle inzwischen verstorben)


Denkmal für die gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges

 

 

Auf dem Kirchhof, östlich der Kirche von Straußfurt, befindet sich das Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Auf einem Pyramidenstumpf sieht man hier eine trauernde Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern. Der Stil dieser Figuren erinnert stark an Zeichnungen von Käthe Kollwitz. Im tiefsten Bereich der Pyramide sieht man den Leichnam eines Mannes liegen. Zwischen beiden Figuren sind die Namen der Gefallenen eingraviert.

 

Dieses Denkmal wurde von dem Erfurter Künstler Hans Walther (1888 in Apolda- 1961 in Erfurt) erschaffen, der unter anderem auch in Erfurt 1935 die neuen Sparkasse am Fischmarkt  figürlich gestalten, wie bereits 1930 die Sparkasse am Anger.

Ab 1937 wurden im Rahmen der deutschlandweiten konzertierten Aktion „Entartete Kunst“ Kunstwerke Walthers beschlagnahmt und vernichtet. Zahlreiche seiner Grabdenkmale auf dem Erfurter Hauptfriedhof wurden beseitigt oder verstümmelt.

 

Das Straußfurter Denkmal ist eines der wenigen Werke des Künstlers, das dieser Vernichtungsaktion entgangen ist und heute noch existiert.

Epitaph an der Straußfurter Kirche

 

 

Unmittelbar links, etwa 10 Meter neben dem Eingang zur Kirche befindet sich an der Wand ein Epitaph, welches leider in den letzten Jahrzehnten stark gelitten hat und verwittert ist.

 

Er gedenkt, genauso wie der rechts davon eingemauerte Leichenstein der Familie Görmar. Im oberen Bereich ist er mit der Jahreszahl 1444 und dem Kreuzestitulus  I N R I gekennzeichnet. Dargestellt wird die Messe Gregors die von den sogenannten „Waffen Christi“ (den Passionsinstrumenten) begleitet wird. Unten knien, leider kaum noch zu erkennen, die Stifter, den beiden Wappen zufolge ein Herr von Görmar und seine Frau (eine Geborene von Endenberg) mit ihren 14 (!) Kindern, Söhnen und Töchter.

 

Unterhalb der ganzen Steintafel befindet sich eine schwer leserliche Schrift die nach von Hagke, S. 655, lautet: “Wer diese Figuren kniend ehret mit 4 Vater unser und 4 Ave Maria und mit dem anderen Gebetlein herunter hangend, der hat verdient 42 tausend Jahre Ablass von Papst Sixto IV.“.

 

Dieses Epitaph konnte also durch Wallfahrt und Gebet zum Ablass genutzt werden, ohne das die Figur eines Heiligen oder eine Reliquie vorhanden war.

Dr. Heinrich Otto, Beschreibende Darstellung der 4 Bau-und Kunstdenkmäler des Kreises Weißensee, s. 48, Leipzig 1882,

mündlich Konrad Mucke, Erfurt



Das Steinkreuz bei Henschleben

 

Ein großes Steinkreuz, welches sich bei Henschleben in der Nähe der Unstrut befindet (oder befand), soll die Stelle bezeichnen, wo Kaiser Heinrich IV., seinem Rivalen Rudolf von Schwaben am 8. Februar 1080 eine Schlacht lieferte. Angeblich heißen aufgrund dieser Schlacht die Felder zwischen Henschleben und Straußfurt die „Mordäcker“.

 

(Heinrich Otte, Bau- und Kunstdenkmäler des <Kreises Weißensee, Halle 1882)